H1 – Relegation Landesliga: So nah dran und doch so weit entfernt

Samstagmorgen, 10:15 Praxis Dr. Willhem in Wolfratshausen. Der Treffpunkt für alle Fans und die Mannschaft der VSG Isar Loisach I, die dem wohl wichtigsten Tag der Saison beiwohnen wollten. Ein Bus sollte die Feiergemeinschaft zum Ort des Geschehens bringen. Ziel: Mallersdorf, ein zwei Stunden entferntes Dorf mit etwas über 100 Einwohnern.

Gegner an diesem Tag waren der VC Eitting 09, welcher gleichzeitig auch Ausrichter des Events war, und der Konkurrent aus der Landesliga, TSV Niederviehbach II.
Die erste Spielpaarung besteht traditionsgemäß immer aus den beiden Aufstiegsanwärtern.

Ein kleiner Geschichtsausflug zum VC: In dem kleinen Dorf ist dieser Volleyball Club die Sensation. Eine Volleyball Familie gründete vor einigen Jahren den Verein und riss das ganze Dorf mit sich. Es gibt kaum eine Person in dem Dorf, die nicht Vereinsmitglied in diesem Verein ist. Dass dieser Sport in der Gegend eine Herzenssache ist, merkte man besonders an der Tribüne. Ein extra reservierter Tribünenblock signalisierte schon bevor sich die Halle füllte einen großen Ansturm heimischer Fans.

Zum Anpfiff des ersten Spiels befanden sich geschätzt 100 Fans in der Halle, wobei die VSG mit ihren ca. 20 mitgereisten Fans einen klaren Nachteil hatte. Wie es sich für eine Relegation gehörte, packte das Spiel von Anfang an Fans und Spieler. Wir starteten Top motiviert und bis in die Haarspitzen konzentriert in den ersten Satz. Und das machte sich auch bemerkbar. Der Gegner, mindestens genauso motiviert und angepeitscht durch die lauten Fangesänge, biss sich an unserer Feldabwehr und unserem Block die Zähne aus. Kaum ein Ball des VC’s landete unberührt in unserem Feld und unsere eigenen Angriffe waren zwingend wie selten in der Saison. Trotz einem sofortigen 4:0 Rückstandes durch eine Reihe verschlagener Angriffe kämpften wir uns mit einem scheinbar unbrechbaren Willen zurück und beendeten den Satz mit 22:25 Punkten.
Die Fans der VSG gaben trotz ihrer deutlichen Unterzahl alles und feierten jede gelungene Aktion so lautstark, dass die Fangemeinschaft der Eittinger verdutzt drein schaute.
Zweiter Satz. Wir haben uns in einen Rausch gespielt. Es funktionierte einfach alles. Der Gegner war kaum mehr vorhanden. Wir spielten fehlerlos und variantenreich. Sichtlich angeschlagen lies der VC die Wucht der Angriffe über sich ergehen und brachte selbst kaum mehr als ein paar Leger über unseren starken Block zustande. Mit dem Endstand von 16:25 besiegelten wir das 2:0 und waren einen Satz von der perfekten Vorlage fürs zweite Spiel entfernt.
Im zweiten Satz hatte man das Gefühl die VSG sei mit 80 Fans angereist. Die Spieler auf dem Feld wurden regelrecht durch den Satz getragen. Zum dritten Satz hin zeigte Eitting wie sehr sie Volleyball lebten. Trotz der Dominanz der VSG feuerten die Fans ihr Team lautstark an, dass diese sich Stück für Stück ins Spiel zurück kämpften. An jedem anderen Tag hätte dieser Kampfeswille unser Team gebrochen. Nicht aber bei der Relegation. Bei uns funktionierte weiterhin alles. Selbst seltenere Angriffsvarianten wie den Kreuz oder einem 3er bekam der VC um die Ohren. So besiegelten wir mit einem 3:0 die beste Ausgangslage für die weiteren Spiele.

Ein kurzer Einblick in das Regelwerk der Relegation: Nach dem ersten Spiel der beiden Aufstiegsanwärter, spielt als nächstes der Verlierer aus Spiel eins gegen den Konkurrent aus der Landesliga. Da wir das erste Spiel gewonnen haben verbuchen wir einen Sieg, 3 Punkte und 3 Sätze auf unser Konto. Eitting hatte also nur noch eine winzig kleine Chance die Aufstiegs Sensation zu schaffen. Ein 3:0 gegen Niederviehbach muss her. Uns wäre ein Eittinger Sieg auch ganz recht, solange das kein 3:0 ist.

Ein langes und spannendes Spiel endete am Schluss 3:2 für Niederviehbach, wobei man in diesem Spiel gesehen hat, warum Eitting einen Relegationsplatz belegt hat. Wesentlich mutiger und selbstbewusster machten sie Niederviehbach das Leben schwer. Die dadurch entstandene Ausgangssituation wurde dadurch ziemlich klar. Ein Sieg musste her. Ob 3:2, 3;1 oder 3:0. Ganz egal.

Nach den 3 Stunden Pause musste unser Trainer dafür sorgen, dass alle Spieler wieder bei 100% ankommen. Man merkte doch, dass unsere beiden Top Außen Angreifer D. Schmidt (Nachtschicht bei der Pozilei [lediglich zwei Stunden Schlaf im Bus {neben T. Adamek /Also doch gar kein Schlaf\}]) und M. Meinl (Krankheit abgeholt [Sich geschont und nicht in die Arbeit gegangen {Homeoffice gemacht /doch nicht geschont\}]) sich schwer taten die 100% wieder zu erreichen. Hinzu kam dass sich unser Steller D. Hölzl beim Einspielen den Nacken verriss (Was für ein Depp) und sich eine weitere Körperstelle mit Finalgon einschmieren ließ. (Um kindische Gendanken auszuschließen: Den Nacken.)
Die Aufwärmeinheit schien gewirkt zu haben, denn wir standen zum Spielbeginn in der Gewinner Formation des ersten Spieles wieder hochkonzentriert auf dem Feld (oder auch nicht). Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was schief gelaufen ist aber irgendwie haben wir den ersten Satz verdaddelt. In jedem Fall stand es am Ende 25:22. Man merkte doch, dass der Tag sehr lange war und wir uns schwer taten in den Rausch aus dem ersten Spiel zurück zu finden.
Aber wenn man sich nicht auf die Leistung im Feld verlassen konnte, so konnte man  sich an diesem Tag auf die Leistung neben dem Feld und auf der Tribüne verlassen. Man hatte das Gefühl, dass die Stimmbänder der Fans die Strapazierfähigkeit eines schreienden Kleinkindes hatten. Unermüdlich bellten die Ränge anfeuernde Rufe auf das Feld und brachten die taumelnde Mannschaft zurück in die Spur.
Und siehe da, wir fingen wieder an Volleyball zu spielen. In einem hart umkämpften zweiten Satz, mit einem offenen Schlagabtausch schafften wir es wieder Zugriff in der Feldabwehr und in der Annahme zu bekommen. Zwar mussten wir uns oft mit einem Doppelbock des Gegners auseinander setzen aber alle Angreifer der VSG managten diesen Nachteil fast immer fehlerlos. Knapp umkämpft entschieden wir den Satz mit 26:28 zu unseren Gunsten. Wir waren wieder im Modus des ersten Spiels angekommen. Der dritte Satz bestätigte dies. Wir spielten ordentliches Volleyball und wurden im Angriff auch wieder variantenreicher. Niederviehbach schaffte es kaum druckvoll anzugreifen und verlor den Satz zu Recht mit 21:25.
Somit stand es 2:1 für uns und wir waren einen Satz Sieg vom Aufstieg entfernt. Und wir starteten gut in Satz vier. Wir erspielten uns einen 4-Punkte Vorsprung zum zwischenzeitlichen 4:8. Doch dann zeigten wir etwas, was wir den ganzen Tag gut unter Kontrolle hatten: Nerven. In unser Spiel schlichen sich Fehler ein. Von falschen Entscheidungen im Stellerspiel über verschlagene Bälle im Angriff, hin zu einer beängstigenden Fehlaufschlag Quote. Niederviehbach nutzte unsere Unsicherheit eiskalt aus. Durch kluge Angriffe und schnellen Block holten sie den Satz auf und erspielten sich sogar noch einen 3- Punkte Vorsprung zum Endstand von 25:22.
Es stand also 2:2 und es ging in den alles entscheidenden 5. Satz. Wir versuchten uns daran zu erinnern, dass wir locker bleiben müssen. Das Ding Punkt für Punkt runter spielen. Da der Satz nur bis 15 geht, wollten wir einen frühen Rückstand vermeiden. Gute Vorsätze, die wir so leider nicht einhalten konnten. Zu groß war die Nervosität, zu verunsichert wurde das Spiel. Niederviehbach merkte das und machte in allen Instanzen Druck. Wie es so ist im Volleyball, spielt das Momentum und der Kopf eine wichtige Rolle. Unser Spiel wurde lesbar, wir selbst bekamen kein Zugriff im Block und schafften es trotz aller guten Vorsätze nicht mutig zu spielen. So ging das packende Spiel am Ende dann doch recht deutlich im 5. Satz mit 15:10 an Niederviehbach. Diese verdienten sich den Klassenerhalt, durch einen kühleren Kopf, mit zwei Wackelsiegen und dürfen nächste Saison weiterhin in der Landesliga spielen.

Für die VSG I heißt das, dass auch der zweite Anlauf, den Sprung in die Landesliga zu schaffen nicht geglückt ist. Ich möchte mich an dieser Stelle an den wirklich unglaublichen Fans bedanken, die diesen Tag trotz der bitteren Niederlage zu etwas ganz besonderem gemacht haben. So eine Relegation ist tatsächlich immer ein Highlight und mit solchen Fans macht es das Ganze zu etwas Einzigartigen. Ihr wart Spitze!

Ich möchte mich auch bei dem Team bedanken. Jeder einzelne unserer Truppe hat dazu beigetragen, dass wir so weit gekommen sind. Wir konnten fast immer vertuschen, dass wir auf zwei Positionen unsere besten Leute verloren haben und diese durch Rookies ersetzt wurden. Danke auch an die gute Seele der Mannschaft B. Willhelm, der uns wirklich zu jeder Sekunde der Saison bedingungslos unterstützt hat. Diese Leidenschaft ist nicht selbstverständlich und verdient den größten Respekt. Ein weiterer Dank geht an unseren Spielertrainer K. Hölzl, der sein Amt nächste Saison Berufsbedingt abgeben wird. Er hatte es nicht immer leicht mit uns Hitzköpfen und hat daraus aber mit Abstand das bestmögliche gemacht. Chapeau! (Wir suchen einen neuen Trainer btw. Bei Interesse gerne via E-Mail bei uns melden)
Ich bin mir sicher, dass wir auf dieses Top Ereignis mit etwas Abstand stolz sein können. Das wir überhaupt so weit gekommen sind und uns von den vielen Rückschlägen während der Saison nicht haben unterkriegen lassen.

Ich hoffe wir können aus dieser Saison vieles mitnehmen und nächstes Jahr von Anfang an mit Vollgas durchstarten. Ziel: Der direkte Aufstieg in die Landesliga (wenn’s über diese Relegation halt nicht klappen will…).

Jetzt steht erstmal eine Beachsaison und viele Mixed Turniere an.

Bis dahin alles Gute und einen schönen Sommer,

Domi out.